Judo

Fighter - zwischen Tod und Olympia

Alexander Wieczerzak, Mitglied der Judo-Nationalmannschaft, Juniorenweltmeister 2010, Weltmeister 2017, 3. bei den Weltmeisterschaften 2018 und den Europameisterschaften 2015 im Judo hat am Heinrich Heine-Gymnasium 2012 das Abitur abgelegt. In einem sehenswerten Beitrag https://www.ardmediathek.de/video/doku-und-reportage/fighter-zwischen-tod-und-olympia/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xNjkwNDE begleitet das Hessische Fernsehen den Judoka bei der Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele in Tokio. Sehenswert!

Judo: "Einer, den man bremsen muss"

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Zeitungsartikel aus der Rheinpfalz vom 10.05.2022
Mit freundlicher Genehmigung von Doris Theato und Scherabaum.

Judo: Zwei Jahre keine Wettkämpfe

Judo Keine Wettkämpfe

Zwei Jahre keine Wettkämpfe, das ist krass!“

Hintergrund: Das Judojahr 2020 hat vor allem den Nachwuchs ziemlich ins Aus gestellt. 2021 war keinen Deut besser. In der Judogruppe am Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG), an der Sporteliteschule in Kaiserslautern, war wenigstens Judo möglich. Mal durfte nur mit der Trainingspuppe trainiert werden, mal mit einem echten Partner. Wettkämpfe? Fehlanzeige!

Der Judo-Nachwuchs weiß teilweise nicht, wie sich Wettkampf anfühlt. Seit Anfang 2020 wurde für die Jüngeren alles abgesagt. Und es geht gerade so weiter. „Unsere mittlerweile U15er sind teilweise noch nie auf einem Wettkampf gewesen. Das ist echt krass!“ HHG-Judotrainer Uli Scherbaum spricht mit drastischen Worten an, was ihm die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. „Auf unseren Nachwuchs achten wir besonders. Diese Altersgruppe stellt die nächsten möglichen U18/U21er und somit auch die möglichen Bundeskader-Athleten“, treibt es Scherbaum um, dass die wettkampflose Zeit für den Nachwuchs gerade so weitergeht. Für die nächsten Monate ist bereits wieder jeder Wettkampf abgesagt. „Uns fehlen die Vergleichskämpfe, uns fehlen andere Trainingspartner“, stellt sich Scherbaum neben der Frage, wer sich in Zukunft durchsetzen kann, vor allem die Frage, wer dem Judosport unter diesen Bedingungen weiterhin treu bleibt. Wer wird mal in die Fußstapfen seiner Vorgänger treten? Der Weg ist laut dem Trainerurgestein Scherbaum ein langer, aber der Weg sei machbar, wenn der Nachwuchs die Lust nicht verliert. Genau deshalb wurde am HHG Ende des vergangenen Jahres zum ersten Mal eine Gürtelprüfung für die U12/U15er durchgeführt. „In Corona-Zeit ist es vielen Vereinen wohl nicht möglich gewesen, Gürtelprüfungen stattfinden zu lassen“, sagt der Trainer, für den die Prüfung am HHG in der wettkampflosen Zeit auch Motivation fürs Training war. „Alle 15 Prüflinge konnten mit Erfolg die nächsthöhere Graduierung erlangen“, freut sich Scherbaum für seinen Judonachwuchs. Trotz der Einschränkungen für den Nachwuchs und den Judosport insgesamt, 2021 gab es für die HHG-Judotruppe auch Erfolge zu verzeichnen. Die U18 und die U21 konnten ihre Meisterschaften durchführen. Es gab einige Südwestdeutsche HHG-Meister. Michael Krieger holte in der U21 zudem Bronze bei den Deutschen Meisterschaften und stieg in den Nationalkader der Männer auf. Olympia-BronzeUnd dann war da im vergangenen Jahr ja noch die alles überstrahlende olympische Medaille von Jasmin Grabowski. „Unsere ehemalige Spitzenathletin Jasmin Grabowski (ehemals Külbs) hat bei den Mannschaftswettbewerben der Olympischen Spielen in Tokio entscheidend dazu beitragen, dass die Bronzemedaille für das Judo-Team-Germany erkämpft werden konnte“, ist ein super stolzer HHG-Trainer noch Monate nach dem Erfolg der ehemaligen HHG-Sportlerin glücklich über Olympia-Bronze. Es hatte nach der Paralympischen Medaille des sehbehinderten ehemaligen HHG-Asses Matthias Krieger ganze neun Jahre gedauert, bis wieder ein ehemaliger HHG-Judoka, bis Jasmin Grabowski, erfolgreich nach einer olympischen Medaille greifen konnte. Jasmin ist das Vorbild für den HHG-Nachwuchs. International erfolgreich sein, so wie es die zweifache Olympionikin lange Jahre war, das ist für viele das Ziel. Obwohl, derzeit wären die U15er wahrscheinlich schon mit einem kleinen regionalen Wettkampf zufrieden. Lüften und Hoffen„ Als Vollkontakt-Sportart ist es schwierig, einen sicheren Weg für Wettkämpfe zu finden. Obwohl alles dazu beigetragen wird, wurde bislang alles abgesagt“, sagt Uli Scherbaum, der froh und auch dankbar ist, dass die über den Judoverband Pfalz angeschafften und im HHG-Dojo installierten Luftfilter wenigstens das Training erlauben und bisher auch keine Infektionen mit Corona über das Dojo vorgekommen sind. Scherbaum hofft nun auf bessere Zeiten, und seine Truppe trainiert fleißig für die nächsten Wettkämpfe, auch wenn die erst in der zweiten Jahreshälfte erwartet werden.

Klettern: Schnuppertraining am 27.10 im Rocktown

Klettern Schuppertraining

Informationen und Anmeldung zum Schnuppertraining und zur Sportart  Klettern  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!  

Sportzweigleitung: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!  Tel: 06312010414 

Pressebericht der Rheinpfalz: 

Pfälzische Volkszeitung vom 02.10.2021

Vorfreude aufs Saisonfinale

Vier Rheinland-Pfälzerinnen, darunter drei Starterinnen vom Deutschen Alpenverein (DAV) Kaiserslautern, haben sich für die deutschen Meisterschaften im Leadklettern qualifiziert, die heute in Augsburg als Abschluss der Klettersaison ausgetragen werden: Florence Grünewald, 22, und erstmals die beiden 16-jährigen Sportlerinnen Julanda Peter und Lucie Dörle.

Für Lucie Dörle ging es dieses Jahr im Lead – dem Vorstiegsklettern mit Seil – sozusagen von null auf 100: Die 16-Jährige ist vor allem leidenschaftliche Boulderin, was seilfreies Klettern in Absprunghöhe meint. So richtig trainiert sie Lead erst seit dieser Saison, seit sie im Landeskader ist, mit der seit März amtierenden Landestrainerin Monika Retschy zusammenarbeitet und – wie zuvor bereits Julanda Peter – ans Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG) gewechselt ist, wo es den neuen Schwerpunkt Sportklettern gibt. „Das ist eine Riesenleistung, dass sie sich qualifiziert hat, jetzt soll sie das einfach genießen“, sagt Monika Retschy über Lucie Dörle, die sich vergangenen Sonntag bei den westdeutschen Meisterschaften in Frankenthal die Startberechtigung für die DM geholt hat, bei der insgesamt 34 Kletterinnen antreten dürfen. „Gebissen, damit es klappt“„Ich hatte mir eigentlich gar kein Ziel vorgenommen. Aber als ich in die Routen eingestiegen bin, habe ich gemerkt: Ich kann das, und ich kann auch weiterkommen, weil sie mir ziemlich gelegen haben. Aber ich war trotzdem sehr überrascht und habe mich sehr gefreut“, sagt Dörle über den Wettkampf in Frankenthal, der bereits ihr elfter der Saison war. Nach zwei Qualifikationsrunden stand sie im Finale der besten zehn, und habe sich gedacht: „Jetzt will ich auch nach Augsburg! Darum habe ich ordentlich gebissen, damit es klappt.“ Es seien Routen gewesen, in denen es besonders auf Technik, weniger auf Kraft ankam: Das liege ihr, berichtet Dörle, die sich als Neunte qualifizieren konnte. Die Mehlingerin klettert seit fünfeinhalb Jahren. Eine Geburtstagseinladung in die Boulderhalle RockTown hat sie mit elf Jahren Feuer fangen lassen: „Man hat mich nicht mehr raus aus der Halle bekommen.“ Da passt es, dass ihre Eltern selbst bouldern. Die Vielseitigkeit der Bewegungen fasziniert sie besonders, „aber auch die Atmosphäre mit den Leuten in der Halle“. Obwohl sie nach wie vor am liebsten bouldert, hat sie als Kadersportlerin nun auch die beiden anderen olympischen Disziplinen, Lead und Speed, trainiert. Im September konnte sie bei den offenen hessischen Meisterschaften ihre Speed-Bestzeit auf unter 15 Sekunden verbessern, kam danach beim deutschen Jugendcup – quasi den nationalen Jugendmeisterschaften, an denen sie, die bald 17 wird, letztmals teilnehmen durfte – in Speed und Lead auf den 14. Platz. Fünf Mal die Woche trainiert sie, mittwochs am HHG bei Trainer und Kletterer Johannes Lau vom DAV Frankenthal, der sich mit 37 selbst nochmals für die DM qualifiziert hat. Dienstags arbeitet sie in der Barbarossahalle nach einem Trainingsplan von Monika Retschy, donnerstags und samstags mit Retschy selbst. „Und sonntags können wir klettern, wie es uns gefällt.“ Durch den Wechsel von ihrer alten Schule, der IGS Enkenbach-Alsenborn, wo es in der Oberstufe Nachmittagsunterricht gibt, ans HHG „hat sie viel mehr freie Kapazitäten, sich aufs Training zu konzentrieren. Und das hat man in den wenigen Wochen schon gemerkt: Sie hat viel Energie und kommt mit freiem Kopf ins Training“, sagt Monika Retschy über Dörle. Die Schülerin ist auch selbst froh über den Wechsel: Lernen und Training lasse sich auch dank des Unterrichtsendes um 13 Uhr gut miteinander vereinbaren. „Und wenn ein Wettkampf ist, verstehen es die Lehrer auch, wenn man mal die Hausaufgaben nicht ganz so ordentlich hat.“ Vor der Konkurrenz in Augsburg hat Dörle Respekt. „Da sind ja die Besten. Ich würde mich schon riesig freuen, wenn ich ein oder zwei Personen hinter mir lassen würde.“ Generell nehme sie sich immer vor, „das Beste aus mir herauszuholen“, um sagen zu können: „Ich bin so weit gekommen, wie ich konnte.“ Wobei sie Anfeuerungen durchaus noch extra motivieren: „Das weckt mich manchmal auch quasi auf, wenn ich selbst gerade vergesse, mir zu sagen: Du kannst das schaffen, mach noch diesen einen Zug.“ Nervös sei sie zwar oft direkt vor dem Einsteigen in eine Route, aber nicht beim Klettern selbst. „Da kann ich mich ganz gut selbst beruhigen.“ Und wenn Züge nicht so funktionierten, wie sie es sich vorher überlegt hat, „kann ich eigentlich ganz gut improvisieren“. Am Umgang mit Nervosität arbeitet Monika Retschy ebenfalls mit ihren Sportlerinnen. „Nervosität hat ein Wettkampfkletterer eigentlich immer“, sagt die 29-Jährige, die zuletzt 2017 deutsche Meisterin und 2015 EM-Vierte im Bouldern war. Mit jüngeren Athletinnen wie Dörle und Julanda Peter, die nach einer Verletzung derzeit erst wieder im Aufbau sei, arbeitet sie enger zusammen als etwa mit Studentinnen wie Florence Grünewald oder Lucie Molitor vom DAV Zweibrücken, die derzeit in großer Form ist – in Frankenthal wurde sie Zweite – und laut Retschy bei den DM „vorn mit dabei“ sein kann. Die erfahrene Florence Grünewald, die 2020 deutsche Vize-Meisterin im Bouldern war, wiederum ist diese Saison wie Peter zeitweise verletzt ausgebremst worden. Sie wurde am Fuß operiert, hat sich in Frankenthal aber wieder wettkampfstark gezeigt. „Für sie ist bei den deutschen Meisterschaften eigentlich alles offen“, traut Retschy ihr einiges zu. Grünewalds Ziel: Halbfinale„Ich will einfach Spaß haben und ins Halbfinale klettern“, hat sich Grünewald als Ziel vorgenommen. Mit dem vierten Platz in Frankenthal sei sie angesichts ihrer Verletzung zufrieden gewesen, „obwohl es das Treppchen schon hätte sein dürfen“, sagt sie lachend. Etwa vier bis sechs Wochen konnte sie nach der Knorpel-OP am rechten Sprunggelenk nun trainieren – am Seil, das sei ohnehin sicherer in der Heilungsphase: Beim Bouldern springt man meist ab. Das sei noch zu gefährlich für den Fuß, den sie sich beim Bouldern in Sachsen verletzt hatte, als sie zwischen zwei Crashpads, also Schutzmatten, aufkam. „Irgendwie hat mich die Verletzung aber voll motiviert. Ich dachte mir: Jetzt starte ich voll durch am Seil“, meint die Studentin, die ebenfalls vor allem Boulderin ist. „Das Seilklettern reizt mich dann doch – gerade, weil es mir nicht so leicht fällt und ich viel nervöser bin.“ Durch das Training habe sie nun auch „das Gefühl, dass mein Klettern und auch mein Kopf besser wird dadurch, dass ich mich dieser Hürde stelle.“

 

Judo: Gute Präsentation vor dem Bundestrainer

Judo NK 2

JUDO: Samuel Mendel und Michael Krieger im U21-Kader

Nach Samuel Mendel gehört mit Michael Krieger nun ein weiterer Judoka des Kaiserslauterer Heinrich-Heine-Gymnasiums dem U21-Nationalkader an. Die Judoschmiede am Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG), der Sporteliteschule in Kaiserslautern, ist seit Jahren eine Bank für Erfolge im Judo. Ob der ehemalige Weltmeister Alexander Wieczerzak, ob Matthias Krieger, Bronzemedaillengewinner bei den Paralympischen Spielen, Simon Schnell, der heutige Athletiktrainer beim Deutschen Judobund oder vor allem auch Jasmin Grabowski, die sich aktuell auf ihre zweiten Olympischen Spiele in Tokio vorbereitet, bei ihnen allen und bei noch vielen weiteren wurde die Basis der großen Erfolge am HHG im Trainerteam um Uli Scherbaum gelegt. Nun sind mit Samuel Mendel (17) und Michael Krieger (18) wieder zwei junge Männer bis in den Nationalkader der U21, dem NK2-Kader, vorgedrungen. In Zeiten von Corona ohne große Nachwuchsturniere kein leichtes Unterfangen. „Es gab wenige ausgewählte Turniere, und es gab Lehrgänge, zu denen der Bundestrainer eingeladen hat“, berichtet Uli Scherbaum davon, dass sich seine Schützlinge bei den Lehrgängen in Kienbaum unter den Augen des U21-Nationaltrainers Pedro Guedes gut präsentiert haben und einige der Kämpfe gegen aktuelle Kaderathleten gewinnen konnten. Für Samuel Mendel geht es auch direkt Anfang Juli zum internationalen Turnier nach Tschechien. Michael Krieger wird das Heinrich-Heine-Gymnasium als Kaderathlet im Sommer allerdings bereits verlassen. Nach München Der Judoka, der seine Wurzeln im Rheinland hat, wird seine Zeit im Internat beenden und nach bestandener Prüfung zur bayerischen Landespolizei gehen. Der Grund: In München Großhadern ist der Judo-Bundesstützpunkt. „Der Bundestrainer sieht seine Kadersportler schon gerne an einem Bundesstützpunkt“, hofft Uli Scherbaum und mit ihm HHG-Trainer Aydin Kempirbaev, dass das Judotalent seinen Weg weitergehen wird.

Karate: Hingehen und gewinnen

 

Mein Anspruch ist hingehen und gewinnen“

Auf dem Weg nach Tokio: Den 7. August 2021 nennt Jonathan Horne den „Tag der Tage“. Dann kämpft der 32 Jahre alte Kaiserslauterer im Budokan von Tokio um Olympiagold. Der Karate-Welt- und Europameister, der als kleiner Junge von Bruce Lee und Jackie Chan fasziniert war, fliegt ohne Selbstzweifel als Favorit nach Japan.

KAISERSLAUTERN. Zum kleinen Sportstudio des Teykio Teams in Kaiserslautern führt eine rot gestrichene Steintreppe hinauf. Das Dojo, so heißt der Ort, an dem Kampfkünste gelehrt und geübt werden, liegt im ersten Obergeschoss in einem unscheinbaren Hinterhof mitten in der Stadt. Es ist so etwas wie die zweite Heimat des Welt- und Europameisters sowie seines Trainers: Jonathan Horne (32), ein großer, schlanker Athlet und Uwe Schwehm (59), ein ruhiger, besonnener Coach, arbeiten seit 23 Jahren zusammen. „Er ist mir damals nachgelaufen“, sagte Horne vor sich hin grinsend, und Schwehm antwortet: „Ja, ich habe ihn von kleinauf begleitet“. Aber jetzt, am „Tag der Tage“, am 7. August, wird er ihn nicht begleiten können. Aus finanziellen und aus logistischen Gründen und weil eben das Coronavirus grassiert. Schwehm bleibt in Kaiserslautern, Horne kämpft fernab der Heimat um einen ganz besonderen Titel. Olympiasieger will er werden. „Dabei sein ist für mich nicht alles. Wenn ich zu einem Turnier gehe, ist mein Anspruch hingehen und gewinnen. Ich weiß um meine Chance“, sagt er sehr selbstbewusst. Karate ist zum ersten Mal olympisch und wird es so schnell nicht wieder sein. „Das ist sehr besonders. Ein Hammer“. Hornes große Augen strahlen. Und dann noch im Budokan, diesem Tempel der Kampfkunstlehre. Er wäre garantiert ausverkauft. Wäre ... Karate sei sein Leben, sagt Jonathan Horne: „Ich liebe es und lebe es. Dementsprechend verhalte ich mich. Der Weg ist entscheidend. Wie du ihn bestreitest.“ Respekt, Disziplin, Wertschätzung, Gleichberechtigung – Werte des Karate, die Horne auf seinem Weg umzusetzen versucht. „Ich kann auch nur das bekommen, was ich zeige“, hat er in all den Jahren gelernt. Uwe Schwehm springt ihm zur Seite. „Ich sage unseren Sportlern immer: Was ihr im Spiegel seht, ist das, was ihr zeigt.“ Werte von kleinauf lernen und vermitteln, das steckt in diesem waffenlosen Kampfsport, der Selbstbeherrschung und höchste Konzentration fordert. Verletzungen des Gegners sind ausgeschlossen. Leider kommen in dieser so anstrengenden Pandemiezeit von den 85 Kindern, die den Weltmeister als Vorbild haben, nicht mehr alle ins Training. Ob „Jonny“ ihn in Tokio vermissen wird? „Jein“, sagt Uwe Schwehm. „Ich brauche nur einen kurzen Punkt anzusprechen, dann hört er nur meine Stimme“, beschreibt der Trainer das Vertrauensverhältnis zwischen beiden in einem Wettkampf. Nun lässt er sich gezwungenermaßen von Bundestrainer Thomas Nitschmann vertreten, „das passt schon alles“, sagt Schwehm mit Wehmut in der Stimme. Vier Mal die Woche geben die beiden im Hinterhof-Dojo gemeinsam alles für den Erfolg. Sein Krafttraining und die Physio bei Alexandra Welte erledigt Horne am Heinrich-Heine-Gymnasium. „Körperlich fit sein, so dass ich punktgenau sagen kann: Heute kann ich die bestmögliche Leistung abrufen“, dafür arbeitet er mit Schwehm, der auch Trainingspartner ist. „Ich hätte schon gerne mal einen, mit dem ich mich ordentlich boxen könnte“, sagt Jonny lächelnd. Zehn Prozent werden Tagesform an diesem „Tag der Tage“ sein, denkt er. Im Budokan werden sich in zwei Pools je fünf Athleten auf den Weg zur Goldmedaille machen. Vier Vorrundenkämpfe, die Halbfinals über Kreuz, dann der sechste Kampf, das Finale. „Derjenige, der am meisten will, der sich am besten auf seinen Gegner einstellen kann und mit dem System klarkommt, der macht das Ding“. Vor einiger Zeit hatten Jonny und seine Frau Anna geplant, dass ihr erstes Kind nach dem Medaillengewinn geboren wird. Erst kam die Olympiaabsage und dann Maliya. Sie ist jetzt neun Monate. „Wunderschön ist das, nur ab und zu anstrengend“, sagt Horne und klopft auf Holz, „aber die letzten Nächte schlief sie durch“. Vielleicht ahnt Maliya ja, dass ihr Papa in genau 54 Tagen seine ganze Konzentration braucht. Für Gold. Was sonst?

Hingehen und gewinnen